Über uns

„Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung“

(Adorno 1966)

„Anders als Adorno, der – seinem prinzipiellen Pessimismus zum Trotz – seine Erziehung nach Auschwitz als eine doch immerhin zukunftsgewandte Erziehung zur Entbarbarisierung verstand, hat die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte gezeigt, daß eine Erziehung nach Auschwitz stets eine Erziehung ist, die Auschwitz zum Thema hat.“ (Brumlik 1995, S. 92)

„Die Suche nach einheitlichen Standards für eine internationale „Holocaust-Education“ läuft bei genauer Betrachtung zunehmend leer, ihre Wertbezüge sind bekannt und nehmen formelhafte Züge an. Sie drohen zu „leeren Signifikanten“ (Laclau 2002) zu werden. Es scheint an der Zeit, in eine neue Runde der Reflexion über die Formen und Inhalte, aber auch über die Effekte des pädagogischen Umgangs mit der NS-Geschichte einzutreten.“ (Meseth 2015, S. 16.)

Die erziehungswissenschaftliche Erforschung und pädagogische Reflexion des Umgangs mit der NS-Geschichte, mit ihren Opfern und ihren Folgen stehen am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität in einer langen Tradition. Hierzu gehört einerseits die Frage nach den Herausforderungen, die sich aus dem zeitlichen Abstand zu den NS-Verbrechen für eine „Erziehung nach Auschwitz“ in der Gegenwart ergeben: der demographische Wandel (Generationenwechsel und Migration/Flucht), das Sterben der Zeitzeug:innen, die Medialisierung und Transnationalisierung der Holocaust-Erinnerung, postkoloniale Konstellationen, Antisemitismus und Rechtspopulismus sowie die hohen moralischen Lernziele, die mit der Vermittlung der NS-Geschichte verknüpft sind.

Andererseits zählt hierzu die historische Aufklärung über die Ideologie des Nationalsozialismus, ihre besondere indoktrinatorische Ausprägung im NS-Erziehungssystem sowie ihr „Nachleben“ (Adorno) in den Erziehungssystemen der beiden Nachfolgestaaten des „Dritten Reiches“.

Das Lehr- und Forschungsforum fügt sich ein in die für die Goethe Universität und die Frankfurter Stadtgesellschaft wichtige Traditionslinie einer „Aufarbeitung der NS-Vergangenheit“. Das Fritz Bauer Institut, die Frankfurt Memory Studies Platform am Fachbereich Neuere Philologien oder das Buber-Rosenzweig-Institut am Fachbereich Evangelische Theologie sind nur einige Beispiele für die breite interdisziplinäre und internationale Forschung zur Geschichte des Nationalsozialismus, zum Judentum und zur Erinnerungskultur an der GU. Sie stellt im Verbund mit den Forschungsaktivitäten am Fachbereich Erziehungswissenschaften ein herausragendes Studienumfeld für die Ausbildung pädagogischer und diskursiver Kompetenzen im Feld der Erinnerungskultur dar. Dieses Studienumfeld lässt sich durch die besonderen erinnerungspolitischen Konstellationen der Stadt Frankfurt noch erweitern. Gerade in der durch Migration und Diversität geprägten Frankfurter Stadtbevölkerung treten die Herausforderungen einer transnationalen Holocaust-Erinnerung und der in sie eingebetteten Praxis der politischen Bildung deutlich hervor.


Das Team des Lehr- und Forschungsforums

Prof. Dr. Wolfgang Meseth
Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erziehung, Politik und Gesellschaft

  • Heterogenitäts-/Inklusionsforschung
  • Erziehung nach Auschwitz, Gedenkstättenpädagogik
  • Politische Bildung im Kontext von Transnationalisierung und Migration

Goethe-Universität
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60323 Frankfurt am Main

Raum: 4 .G066 PEG Gebäude
Telefon: (069) 798-36236
E-Mail: meseth[at]em.uni-frankfurt.de


web


Jonas Riepenhausen (promoviert)
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Arbeitsschwerpunkte:

  • Pädagogik und Bildungs-/Erziehungssystem in der NS-Zeit
  • Der BDM („Bund deutscher Mädel“) und Erziehung/Sozialisation von Mädchen in der NS-Zeit
  • ‚Erziehung nach Auschwitz‘, Gedenkstättenpädagogik



riepenhausen[at]em.uni-frankfurt.de

Susanne Thimm, M.A. Erziehungswissenschaft
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

  • Erinnerungsprozesse im postnationalsozialistischen Deutschland
  • Erziehung nach Auschwitz, historisch-politische Bildung und Gedenkstättenpädagogik
  • Historische Bildungsforschung insbesondere in Auseinandersetzung mit NS-Geschichte und NS-Pädagogik

s.thimm[at]em.uni-frankfurt.de

web