22. Okt. 2024 – 11. Feb. 2025

RINGVORLESUNG Antisemtismus. Erinnerungskultur. Demokratie.

INTERDISZIPLINÄRE PERSPEKTIVEN

In welchem Verhältnis Wissenschaft zu den vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart steht, ist in jüngerer Zeit immer wieder Anlass für öffentliche Diskussionen. Auf er einen Seite steht Wissenschaft für eine neutrale und objektive Beobachtung ihrer ‚Forschungsgegenstände‘, auf der anderen Seite kann sie sich den Normen und ethischen Implikationen, die diesen Gegenständen gesellschaftlich vorgegeben sind, nicht entziehen.

Dies gilt einmal mehr unter den Bedingungen gesellschaftlicher Diversität und der mit ihr verbundenen Perspektivenvielfalt auf die drängenden Krisenerfahrungen der Gegenwart. Die Themen Antisemitismus und Rassismus, Migration und Klimawandel, Geschlechterordnungen und die Legitimationskrise liberaler Demokratie, aber auch die weltweit zu verzeichnenden kriegerischen Konflikte stehen im Kontext einer Polarisierung und Moralisierung mediatisierter Öffentlichkeit(en), in die auch wissenschaftliche Diskurse verwickelt sind.

Kann bzw. soll sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen konflikthaften Themen einer Polarisierung und Moralisierung wirksam entziehen? Wie lässt sich der Balanceakt zwischen wissenschaftlicher Distanzierung und politischer Positionierung, wie die Spannung zwischen moralischer Abstinenz und Involviertheit gestalten? Wo liegen die Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Aufklärung solcher Krisen- und Konfliktlagen und welche Grenzen sind ihr dabei gesetzt. Diese Fragen möchte die Vorlesungsreihe entlang der folgenden drei Forschungsfelder Erinnerungskultur, Antisemitismus und Demokratie aus der Perspektive unterschiedlicher Fachdisziplinen diskutieren.


Hierzu laden wir Sie herzlich ein

Die Vorträge im Überblick:

Grußwort – Prof. Dr. Viera Pirker

Prof. Dr. Astrid Erll, Goethe-Universität Frankfurt am Main – Was heißt eigentlich Erinnerungskultur?

Dr. Mathias Becker, University of Cambridge – Decoding Antisemitism – KI-gestützte Mehrebenen – Anaylsen eines hochemotionalen Themas

Prof. Dr. Ilka Quindeau, Zentrum für Antisemitismusforschung TU Berlin/ Frankfurt University of Applied Sciences – Unbewusster Antisemitismus? Polarisierungen und affektive Dynamiken

David Nossen, Bundesgerichtshof Karlsruhe – Antisemitismus bekämpfen mit den Mitteln des Strafrechts

Dr. habil. Klaus Holz, Autor und Antisemitismusforscher Antisemitismus gegen Israel. Ein deutscher Streit

Dr. Lea Wohl von Haselberg, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Potsdam – Antisemitismus und Erinnerungskultur im Film

Prof. Dr. Yael Kupferberg, Goethe-Universität Frankfurt am Main – Erfahrung und Öffentlichkeit. Zur jüdischen Existenz heute

Prof. Dr. Christiane Thompson, Goethe-Universität Frankfurt am Main – Akademische Redefreiheit in einer „politisierten“ Universität

Dr. Christian Staffa, Studienleiter Ev. Akademie Berlin, Antisemitismusbeauf­tragter der Ev. Kirche in D. – Christliche Signatur des gegenwärtigen Antise­mitismus

Dr. Floris Biskamp, Universität Tübingen – Singularität und Sagbarkeit. Imaginierte, reale und wünschenswerte Grenzen der akademischen Debatte über Massengewalt

Podiumsgespräch mit Hanna Veiler, Jüdische Studierendenunion, Berlin und Dr. Deborah Schnabel, Anne Frank Bildungsstätte, Frankfurt am MainErkenntnisse und Fragestellungen